"Ihr seid natürlich mitgemeint" hört man immer wieder gerne, wenn es darum geht, ob es in Ordnung ist, wenn von Studenten oder von Mitarbeitern die Rede ist, während Männlein
und Weiblein gemeint. Ich bin mir da unschlüssig - einerseits geht mir tatsächlich das "-innen"-Anhängen auf die Nerven, einerseits weil es umständlich ist, andererseits weils bemüht klingt. Andererseits aber weiß ich um die Kraft der Sprache und wie sie unser Denken beeinflusst.
So auch heute: Jahr um Jahr wird darüber geredet, warum Frauen im Job noch immer so selten so weit aufsteigen wie Männer, im Schnitt weniger verdienen, nichts studieren, was hinterher das Überleben sichert, oder wenn doch, dann spätestens beim ersten Kind in die Elternzeit verschwinden, warum sie überhaupt so vergleichsweise wenig präsent sind im Beruf.
Und dann lese ich sowas und weiß wieder, wie es kommt:
Unter der Überschrift "Benimmfalle Büro - Wie Sie unangenehme Situationen im Joballtag meistern" wird da folgendes zum Besten gegeben:
Treffen auf dem stillen Örtchen
Für viele eine unangenehme Situation: den eigenen Chef beim Toilettengang treffen.
Reichen Sie ihm ausnahmsweise nicht die Hand. Sollte er Ihnen seine geben, nehmen Sie sie an, falls Ihnen das nicht unangenehm ist.
Sofern die Waschräume in Ihrer Firma über abgetrennte Toilettenkabinen verfügen, reicht ein höfliches Zunicken. Heikel wird es, wenn Sie nicht die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen, sondern eines der Urinale benutzen müssen. Je nachdem, wie viele davon zur Verfügung stehen, lassen Sie idealer Weise einen Platz zwischen sich und Ihrem Chef frei, um weder zu viel Nähe, noch zu viel Distanz zu demonstrieren.
(nachlesbar hier:
Stepstone
Alles klar. Urinale also. Soviel zum Thema "mitgemeint".
Ich benutze keine - also bin ich wohl diesmal nicht mitgemeint. Da steht zwar nicht "wie man als Mann unangenehme Situationen im Joballtag meistert" - aber genau das ist offenbar gemeint, denn Männer sind in den Köpfen vieler der Default im Job, wenn's um Karriere geht, ganz offenbar auch in dem dieses Journalisten.
Wenn in einem ähnlichen Text der fehlende Tampon vorkäme, würde der Artikel sicher Teil eines "Jobspecial: Frauen" sein - sind halt immer noch ein Sonderthema, Frauen im Job. Und das ist nur ein Beispiel von vielen, die bei Nachfragen das verwundert-empörte "Aber natürlich darf es auch eine Frau sein" hervorrufen. Schlimm genug, dass man sich da überhaupt vergewissern muss.
Muss man sich da wirklich noch fragen, wieso bestimmte Geschlechterstereotypen sich so hartnäckig halten?
Warum nur muss ich an Simone de Beauvoir denken? Wie schön wäre es, ich könnte ihr von Herzen widersprechen.